Parallel zur Schachweltmeisterschaft 2016 die gerade zwischen Magnus Carlsen und Sergei Karjakin ausgetragen wird, findet auch das heurige Finale der Top-Chess-Engines-Championship kurz "TCEC" statt. Da es auf diesem Gebiet das einzige Turnier von Rang mit langer Bedenkzeit ist, wird es gemeinhin als 'Weltmeisterschaft' des Computerschachs gehandelt. Zur Überaschung vieler ist es dem Titelverteidiger Komodo heuer nicht gelungen sich für das Finale zu qualifizieren. Grund dafür sind ein zur Zeit sehr stark aufspielender Stockfish (1. Platz in der Vorrunde) und Houdini (2. Platz in der Vorrunde) welcher mit seiner neuen Version 5 gerade ein sehr starkes Comeback feiert. Der Titelkampf zwischen dem Open-Source Stockfish und dem kommerziellen Houdini (es werden 100 Partien ausgetragen) kann live auf tcec.chessdom.com verfolgt werden. Günther Demetz vom unserem Club ist es im Laufe des letzten Jahres mehrmals gelungen Stockfish zu verbessern. Sollte Stockfish gewinnen, wäre es nicht zuletzt auch sein Verdienst .

 

tcec Superfinal

Stockfish8 vs. Houdini5, Endstand: 54½ : 45½ (+17 =75 -8)

Günther's Verbesserungen in Stockfish:

  1. Parallele Suche: Während früher der Hauptprozess die anderen Prozesse vor sich her trieb und die Suchtiefen somit mehr oder weniger zufällig geschichtet wurden, folgen nun die Prozesse bzgl. Suchtiefe einem geordneten Schema. Dadurch findet eine bessere Aufteilung der Arbeit statt. Die Suchbäume unterscheiden sich nun mehr voneinander ohne dabei auszuarten (= an Sinnhaftigkeit einzubüßen).

  2. Parallele Suche: Normal gilt: je tiefer die erfolgte Analyse einer Stellung desto qualitativer und vertrauenswürdiger die Bewertung. Wird eine Stellung mehrere Male bewertet, vertraut man jener mit der bis dato grössten Suchtiefe. Bei der parallelen Suche gibt es jedoch keinen so starken Zusammenhang mehr zwischen nominaler Suchtiefe und Qualität der Bewertung: wenn ein Prozessor oberflächlich sucht kann er trotz seiner geringer Suchtiefe auf inzwischen durch andere Prozessoren tiefgründig analysierte Nachfolgestellungen zurückgreifen. Dadurch ist in Summe das neu vorliegende Ergebnis trotz nominal niedriger Suchtiefe meistens exakter als das bereits vorliegende mit höherer Suchtiefe. Diese Erkenntis hat zu einer Verbesserung der Ersatzstrategie geführt.

  3. Statische Abtauschbewertung: Um einen Schlagzug grob einzuschätzen (d.h. ohne gleich alle Antworten durchzuanalysieren) wird üblicherweise nur die Abschlagsequenz auf das Schlagfeld betrachtet. Bisher wurde dabei aus Effizienzgründen nicht geprüft, ob die zurückschlagende Figur etwa gefesselt ist und daher eigentlich gar nicht ziehen dürfte. Günther ist es gelungen eine Implementierung zu finden die absolute Fesselungen berücksichtigt und so effizient ist, dass sie Stockfish messbar verbessert hat.

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